Lateindozent, Wolfgang Zapfe Foto: G. Renze

Latein-Dozent der kvhs engagiert sich seit Jahrzehnten für die junge Generation in Europa


Die Jugend braucht Europa - Europa braucht die Jugend: „Lasst euch nicht

unterkriegen!“

Wenn Wolfgang Zapfe erklärt, was ihm Europa bedeutet, geht es oft um Begegnungen, die nachhallen. Mit Menschen aus Ungarn, Polen, Lettland oder Finnland, die sich während eines Schüleraustauschs kennenlernten, über die Jahre zu Freunden, manchmal zu Ehepartnern wurden.
Europa, das merkt man schnell, ist für den ehemaligen Schulleiter kein abstraktes Konstrukt. Es gehe um seine Menschen, vor allem um die junge Generation, sagt der 80-Jährige, der 1981 die Leitung des Gymnasiums Antonianum (GAV) in Vechta übernahm. „Ein Geschenk“, sagt er, „das viele Chancen in sich barg.“ 
Diese zum Beispiel: Das Antonianum zur Europaschule zu machen, damals die zweite in Niedersachsen. Heute tragen landesweit über 230 Schulen diesen Titel.
Oder diese: neue Austauschprogramme auf den Weg zu bringen.
Und sich politisch für Europa zu engagieren. In Vechta trat Zapfe der unabhängigen Europa-Union bei. Er wurde Kreisvorsitzender, dann Landesvorsitzender und zuletzt in den Bundesvorstand nach Berlin berufen. 

Zapfe wurde im Eichsfeld an der Grenze zur damaligen DDR groß, auf die er aus seinem Haus habe blicken können. „Ich habe früh bemerkt, was es heißt ein getrenntes Deutschland zu haben.“ Deshalb sei es ihm nie schwergefallen, sich mit Politik zu beschäftigen, mit der Möglichkeit eines Europas ohne Grenzen.
Als Schulleiter realisierte er diesen Traum auf seine Art: durch Schulpartnerschaften und Austauschprogramme.
Die erste Partnerschaft, die er am Antonianum auf den Weg brachte, war mit einer Schule im ungarischen Jászberény. Ein Novum, denn Ungarn war das erste osteuropäische Land, mit dem das GAV Austauschprogramme unterhielt. Aus der Schulpartnerschaft wurde im Laufe der Jahre eine Städtepartnerschaft zwischen Vechta und Jaszbereny; der Schule in Ungarn folgten weitere Schulen in Polen, Finnland, Lettland, Frankreich oder in den Niederlanden.

Zapfe wurde vor 16 Jahren pensioniert, doch die junge Generation lässt ihn nicht los, ihre Zukunftssorgen beschäftigen ihn. „Die Jungen müssen den Kopf hinhalten.“ Dass die Jugend wieder bereit sei, auf die Straße zu gehen und für ihre Zukunft zu kämpfen, sei ein hoffnungsvoller Ansatz – insbesondere mit Blick auf die erstarkten 
Nationalismen in Europa - wie die Ergebnisse der Europawahlen am 9. Juni 2024 gezeigt haben.

Zapfe findet: Es brauche nicht mehr Nationalstaat – sondern mehr Europa, um den multiplen weltweiten Herausforderungen zu begegnen. Themen wie Außenpolitik, Verteidigung, Umwelt- und Klimaschutz oder Energiesicherung könnten nicht mehr national gelöst werden, sondern müssen „europäisch weitergedacht“ werden. Das Einstimmigkeitsprinzip müsse durch Mehrheitsentscheidungen abgelöst werden. Und: Länder, die sich nicht an die Werte des Staatenbundes halten, müssten sanktioniert werden. Nur so könne ein starkes, zukunftsfähiges Europa für die junge Generation gebaut werden. 

Für sie hat der 80-Jährige, der die Gründung der EU und ihre weitere Entwicklung hautnah miterlebt hat, noch einen Tipp dabei: „Lasst euch nicht alles gefallen und engagiert euch - gerade wenn es um Europa, eure Zukunft, geht.“

 

Foto: G. Renze


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